Montag, 25. Januar 2021

Vom Umziehen

 


Lang habe ich mich nicht gemeldet, doch sei dies entschuldigt: Ich ziehe um. Mein Vermieter hat die Verwaltung der Mietsachen aus Altersgründen an seine Tochter übertragen und die wiederum hat erstens angekündigt, mein Untermietverhältnis in ein reguläres Mietverhältnis umzuwandeln, was meinen Kündigungsschutz unterminiert hätte und außerdem die Miete drastisch zu erhöhen. Da Volkswirte aus aller Herren Länder stramm davon abraten, mehr als 40 % des Nettoeinkommens in die Miete zu investieren, wird es also Zeit, sich einen anderen Platz zu suchen und dies ist sogar geglückt. Zum Februar hin werde ich meinen Wohnsitz wechseln.
 
Leider stehen allerdings in meiner derzeitigen Bleibe umfangreiche Renovierungs- und Änderungsarbeiten an, da mein Wohnbereich von den anderen Wohnbereichen stärker abgegrenzt werden soll und andersherum auch. Dem zugrunde liegt zweifellos der Plan, aus meinem Kabuff ein Büro zu machen, etwa für ein Start-Up mit fünf Mitarbeitern, die vermutlich das mehrfache dessen zu bezahlen bereit und in der Lage sind, wie ich das tun kann.
 
Da ich eine neue Wohnung habe, soll mir das egal sein, aber derzeit herrscht hier ein beinahe unvorstellbarer Krach, wenn die Handwerker im Treppenhaus Wände einschlagen, mit elektrischen Sägen agieren und sich natürlich dröhnend laut unterhalten. Sie beginnen stets um 8.00h, stellen ihre Arbeit dann aber um 11.30h wieder ein. Rücksichtsvolles Zeitmanagement stelle ich mir anders vor. Leicht wird mir der Abschied von hier nicht fallen, schwer aber auch nicht, denn mit jedem Tag des Polterns, Sägend, Hämmerns und Blökens auf dem Gang rücke ich näher an eine Form der Vorfreude auf ein Leben mit weniger schöner Aussicht auf ein Naturschutzgebiet, dafür aber mit Ruhe. Jedenfalls klammere ich mich nicht so sehr an diesen Wohnsitz wie Donald Trump an das Weiße Haus, aber das ist vermutlich auch schicker und dazu besser eingerichtet.
 
Ich selbst plane, meine Einrichtung wieder einmal zu minimieren: Bücher, die ich schon gelesen habe, brauche ich ebenso wenig wie Anzüge, die ich nie getragen habe. So will ich Kosten sparen, denn die Aufwendungen für Maler und Umzugshelfer dürften sich dem Etat des Bundesministeriums für Verteidigung annähern. Ich bin schon recht oft umgezogen und meine Maxime war stets: Für jede Tüte, die man über eine Grundeinrichtung heraus nach oben holt, sollte man eine andere Tüte entsorgen. Nach zehn Jahren muss ich feststellen: Die man nach oben trägt, scheinen voller zu sein als die anderen.